Interview mit Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann

Kurzinterview mit Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann, Hochschule Hannover
Hervorragende Plattform für Interdisziplinarität

Seit Herbst 2020 arbeiten die Hochschule Hannover und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg im Auftrag der Forschungsvereinigung Elektrotechnik beim ZVEI am Forschungsprojekt "IoT_EnRG", einem Vorhaben der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF). Wir sprechen mit dem Projektleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann von der Hochschule Hannover über die Hintergründe des Projekts, die Vorteile der Forschungsergebnisse für kleine und mittelständische Unternehmen und die Zusammenarbeit mit der ZVEI-Forschungsgemeinschaft Automation.

Im Forschungsprojekt "IoT_EnRG" geht es um die Entwicklung von Energiemanagementschnittstellen für IoT-Technologien. Was kann man sich darunter vorstellen?

Das Thema Energieeffizienz gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ein Produktionsprozess weist eine hohe Energieeffizienz auf, wenn die Produkte mit wenig Energieeinsatz produziert werden können. Um Informationen über die Höhe des Energieeinsatzes zu erhalten, muss der Energieverbrauch bestimmt werden, und zwar möglichst verteilt auf verschiedene Stellen. Hier kommen nun die Energiemanagementschnittstellen ins Spiel. Viele in der Automatisierungstechnik eingesetzte Komponenten können bereits heute Energiedaten erfassen. Nur ist das Datenformat, in dem die Energiedaten bereitgestellt werden, nicht einheitlich. Das führt zu einem hohen Aufwand bei der Integration der Energiedaten solcher Geräte. Die Energiemanagementschnittstellen ermöglichen nun, die benötigten Energiedaten in einem standardisierten Format und mit einer standardisierten Bedeutung bereitzustellen.

Die angestrebten Forschungsergebnisse sollen vor allem auch kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) nutzen. Welche Vorteile ziehen die KMUs aus den Ergebnissen des Projekts?

Stellen Sie sich ein KMU vor, das z. B. Frequenzumrichter herstellt. Das sind Geräte, die man für die Drehzahlregelung von Elektromotoren benötigt. Wenn so ein KMU nun Funktionen zur Energieerfassung in seine Geräte einbaut, dann steht das Unternehmen vor der Frage, in welchem Format die Energiedaten weitergegeben werden können. Hier setzt unser Projekt an. Wir erfassen in einer sehr frühen Phase des Projektes die Bedürfnisse der KMU und versuchen dann passende Lösungen im Projekt zu erarbeiten.

"IoT_EnRG" ist bereits das zweite gemeinsame IGF-Projekt Ihres Fachbereichs mit der ZVEI-Forschungsgemeinschaft Automation und der Forschungsvereinigung Elektrotechnik. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Stärken dieser Zusammenarbeit?

Die Forschungsarbeiten einer Hochschule hängen vor allem von der Drittmittelförderung ab, die für ein bestimmtes Forschungsprojekt zur Verfügung steht. Neben dem finanziellen Aspekt liegen die Vorteile aber vor allem in der engen und praxisnahen Zusammenarbeit von Instituten und Unternehmen. Die große Stärke liegt dabei in der Interdisziplinarität, die für eine Nachhaltigkeit der innovativen Forschungsergebnisse sorgt. Die ZVEI- Forschungsgemeinschaft Automation bietet hierfür eine hervorragende Plattform. Unternehmen und Hochschulen stehen in einem regelmäßigen, fachlichen Austausch, aus dem dann gemeinsam Projektideen entwickelt werden. Durch den frühen und umfassenden Dialog zwischen Wirtschaft und Forschung können wir so passgenaue Anträge formulieren, bei denen wir zum Einen die Firmen mit im Boot haben und zum Anderen die Themen so adressieren, dass wir auch den entsprechenden Bedarf abdecken.

Herr Prof. Dr. Niemann, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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